Christian Arnold wird am 11.3.1889 in Fürth/Bayern geboren. Nach einer Bildhauerlehre und einer zweijährigen Wanderschaft lässt er sich in Bremen nieder. Er heiratet dort 1912 Agnes Mäder, das Paar bekommt in den Folgejahren drei Söhne.

 

Erster Weltkrieg

Arnold wird in die Wehrmacht eingezogen, an der Ostfront schwer verwundet und muss 12 Monate in einem Lazarett verbringen. Als er 1917 entlassen wird, ist seine linke Hand vollkommen gelähmt, eine Berufstätigkeit als Bildhauer kommt nicht mehr in Frage. Arnold entschließt sich, Maler zu werden. Nach einem kurzen Besuch der Kunstgewerbeschule in Bremen, deren Atmosphäre er als zu eng empfindet, beginnt er, sich als Autodidakt weiter zu bilden.

 

Weimarer Republik

In den entbehrungsreichen Jahren nach dem Krieg kann Arnold seine Familie durch eine Anstellung als technischer Zeichner bei den Elektrizitätswerken ernähren, fast seine gesamte Freizeit widmet er der Malerei. Es entstehen viele Federzeichnungen und die ersten Aquarelle sowie Holzschnitte. Die große Inflation 1923 bringt alle künstlerische Tätigkeit zum Erliegen.

Bereits im folgenden Jahr gibt Arnold - entgegen den Bitten seiner Frau - seine Arbeit als technischer Zeichner auf, um ausschließlich als Maler tätig sein zu können. Aus diesen Jahren sind nur wenige Arbeiten erhalten; sie spiegeln eine Hinwendung Arnolds zu neuen Ausdrucksformen wider, die über seine ursprünglichen klassischen Techniken und expressionistischen Formen hinausgehen. In diesem Jahr gründet sich in Bremen die "Vereinigung für junge Kunst", mit deren Unterstützung Arnold zum ersten Mal mit einem Ausschnitt aus seinem Gesamtwerk an die Öffentlichkeit treten kann. Es folgen weitere Ausstellungen, gemeinsam mit Werken von Felixmüller, Davringhausen und anderen. Wie viele Künstler seiner Epoche sympathisiert er mit den sozialistisch-kommunistischen Idealen der Weimarer Zeit und engagiert sich auch politisch.

Gegen Ende der 20er Jahre  befindet sich Arnold im Vollbesitz seiner künstlerischen Fähigkeiten. Er ist außerordentlich produktiv, malt hunderte von Aquarellen, aber auch bedeutende Ölbilder. Sein Werk findet verstärkten Zuspruch in der Öffentlichkeit, was sich auch in den Verkaufszahlen widerspiegelt. Inspiriert durch einen Besuch in Prag entstehen in den Folgejahren ca. 300 Bilder nach Skizzen mit Motiven dieser Reise.

Durch seine exzessiven Arbeitszeiten und seinen starken Nikotinkonsum sowie seine Angewohnheit, beim Aquarellmalen den Pinsel mit den Lippen zu formen und dadurch auch Farbreste zu schlucken, erkrankt Arnold und muss zur Kur nach St. Peter-Ording. Dieser Aufenthalt bringt nicht nur eine deutliche Besserung seiner gesundheitlichen Verfassung, sondern auch neue Motive und Bilder.

 

Nationalsozialismus

Nach Machtantritt der Nazis wird Arnold aus dem Künstlerbund Bremen ausgeschlossen, ein Eintritt in die Reichskulturkammer wird ihm verwehrt - und damit das Recht auf Ausstellungen und öffentlichen Verkauf. Die schlechte finanzielle Situation der Familie zwingt ihn, wieder eine Lohnarbeit anzunehmen; Freunde beschaffen ihm einen Arbeitsplatz bei der Schiffswerft "A.G. Weser". Er malt an Abenden und Wochenenden, verkauft allerdings nur wenig Werke.

Er hält auch mit seiner Meinung zu den politischen Verhältnissen nicht hinter den Berg, verweigert den Hitlergruß und wird denunziert. Die Anklage lautet auf "Vorbereitung zum Hochverrat"; dieses "Vergehen" kann zwar im Prozess nicht nachgewiesen werden, aber wegen "Führerbeleidigung" wird Arnold zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Trotz eines Gnadengesuches seiner Frau muss er die Strafe in Vechta absitzen. Nach seiner Entlassung kann er zunächst wieder bei der A.G. Weser tätig werden.

In Folge des mörderischen Krieges, mit dem die deutsche Wehrmacht Europa überzieht, beginnen die Alliierten, auch deutsche Städte zu bombardieren. Am 26 September 1944 wird Arnolds Wohnhaus von einer Bombe getroffen: über ein Drittel seines künstlerischen Lebenswerks werden vernichtet: 120 große Ölgemälde, 700 Aquarelle, zahlreiche Holzschnitte, Zeichnungen und Skizzen. Vier Wochen später wird Arnold erneut verhaftet: ihm werden staatsfeindliche Äußerungen vorgeworfen. In der Untersuchungshaft erwartet er seinen Prozess, wieder wegen "Hochverrates". Nur der Prozessverschleppung durch einen der Richter ist es zu verdanken, dass Arnold nicht (wie in den letzten Monaten vor Kriegsende durchaus üblich) zum Tode verurteilt wurde. Vielmehr gelingt es ihm nach dem Einmarsch der Amerikaner, das Gefängnis zu verlassen.

 

Nachkriegszeit und Tod

Zweifellos ist Arnold gezeichnet von den Schrecken und Misshandlungen seiner Haftzeit. Er spricht aber kaum über das Erlebte. Auch in seinen Werken scheinen sich diese Erfahrungen nicht wiederzuspiegeln; er wendet sich seinen vertrauten Objekten zu, vor allem den Landschaften. Aber bald zieht es ihn zu den Stätten der Zerstörung in seiner Heimatstadt. Es entstehen zahlreiche Trümmerbilder, darunter meisterhafte Federzeichnungen, insbesondere von Bremer Kirchen bzw. deren Ruinen, und Aquarelle.

Der Mangel an geeignetem Papier zwingt ihn oftmals, auf Packpapier oder grauem Karton zu malen. Dafür eignen sich Temperafarben besonders gut. 1948 kann Arnold in der Bremer Kunsthalle ausstellen, zu Anfang der 50er Jahre erreicht seine Produktivität wieder die der frühen 30er. Immer deutlicher treten aber auch  gesundheitliche Einschränkungen zutage, Arnold leidet an Atemnot und Bronchialkatarrh. Trotzdem erprobt er in den ihm noch verbleibenden Jahren neue Techniken wie eine Mischung aus Tempera und Aquarell und dem Aufbringen von Tupfen auf Plakatkarton. Seine Sujets sind die alten: Landschaften, Städtebilder, vereinzelt Portraits.

Arnold stirbt am 4. April 1960 in Bremen.

 

Wiederentdeckung

Erst gegen Ende der 70er Jahre erinnert man sich auch in einer breiteren Öffentlichkeit des Bremer Malers. Die "Neue Sachlichkeit" wird als literarische und bildnerische Kunstrichtung vermehrt wahrgenommen. Unter großen Anstrengungen gelingt es den Söhnen des Künstlers, ein Werkverzeichnis zu erstellen, das den gesamten zu dieser Zeit zugänglichen Bild-Bestand umfasst. Es folgen mehrere Ausstellungen in der Bremer Kunsthalle, privaten Galerien in Berlin und anderen Städten. Namhafte Galeristen und Kunsthäuser (Ketterer, Hauswedell&Nolte, Lehr) bieten immer wieder Arnolds an, für die heute Preise bis zu 6000 Euro bezahlt werden.

 

Literatur


Am Hafen

(Bremen-Vegesack)